À propos Ferien

Slow Travel – oder wie ich Reisen neu denken lernte

Sonnenblumenfelder, grüne Landschaft und kleine Dörfer so weit das Auge reicht. Ein paar Stunden später fahren mein Freund und ich an Belgrad vorbei und sehen ein grünes Basler «Drämmli» vorbeigleiten. Es ist der Sommer vor zwei Jahren. Wir fahren mit dem Zug Optima Express durch Serbien in die Türkei.

Die Zugfahrt von Österreich in die Türkei dauert etwa 35 Stunden. Was zuerst nach einer Ewigkeit klingt, geht schnell vorbei: Tagsüber spielen wir Karten, plaudern mit unseren Mitreisenden und verköstigen uns im Restaurantbistro mit Linsensuppe und Bier. Abends begleitet uns das leise Rattern des Zugs in den Schlaf. In der Türkei angekommen, nehmen wir den Bus nach Istanbul und freuen uns schon aufs nächste Abenteuer.

Diese Reiseerfahrung bestärkte mich in meinem 2018 gefassten Entschluss, aufs Fliegen zu verzichten. Denn mir wurde klar, dass ich auch längere Strecken ohne Flugzeug zurücklegen kann – wenn ich mir die Zeit dafür nehme. Mit einem Flugzeug kann ich zwar in kurzer Zeit grosse Distanzen überwinden, doch ich verpasse dabei alles, was dazwischen liegt. Reise ich langsam mit dem Zug oder Velo, entdecke ich unbekannte Ortschaften, lerne Menschen und die Kultur näher kennen und reduziere zugleich den ökologischen Fussabdruck meiner Reise.

Der Weg ist das Ziel, so lautet die wohlbekannte Lebensweisheit. Beim Reisen geht es mir nicht darum, nur von einem Ort zum anderen zu gelangen – sondern um die Erfahrung selbst. Jede Station wird zu einem Teil meiner Geschichte, zu einer Erinnerung, die mich ein Leben lang begleitet. In einer Welt, die immer schneller zu werden scheint, ist langsames Reisen für mich eine Oase der Ruhe. Überlegen Sie sich in einer ruhigen Minute, was Reisen für Sie bedeutet und worin für Sie die Vorteile einer langsamen Reise liegen. Vielleicht verlieben Sie sich auch in diese Art, die Welt zu entdecken..

PS: Wohin verschlägt es Sie in den Sommerferien? Mein Freund und ich fahren per Zug und Fähre nach Griechenland – dem Meer und neuen Abenteuern entgegen.

Diese Kolumne erschien im Magazin personalSCHWEIZ im Sommer 2023.