Einblicke in ein unbekanntes Turkmenistan

Nach unseren sechs Wochen im Iran war Turkmenistan ein Kulturschock. So war unsere einmalige Reise durch eines der autoritärsten Länder der Welt.

Der Unterschied von Turkmenistan zu Iran könnte nicht grösser sein: neue (fast nur weisse) Autos anstatt allerlei alte Peugeot 206 oder blaue Zamyads; leere Strassen anstatt Verkehrschaos; nur mittelmässig besuchte Bazare, anstatt ein lebendiges Gewusel; starrende Blicke von Einheimischen anstatt ein ‚Welcome to Iran‘; leere Parks anstatt fröhlich picknickende Iraner*innen u.v.m.

Drei Tage verbrachten wir in Turkmenistan – einer Diktatur, die laut dem Freiheitsindex sogar Nordkorea den Rang abläuft. Über das Land ist nur wenig bekannt und Journalist*innen dürfen gar nicht einreisen. Als wir nach einer zweistündigen Grenzkontrolle und anschliessender Eskorte in der Hauptstadt Aşgabat ankommen, sind wir zuerst sehr gehypt. Wir sind tatsächlich da – dem visatechnischen Knackpunkt auf unserer Reise. Dem Land, bei dem wir lange nicht wussten, ob und wie wir durchreisen können. Dem Land, indem wir innerhalb von drei Tagen am meisten Geld ausgeben, da wir eine geführte Tour brauchen. Als wir dann auf eigene Faust die Stadt erkunden verschwindet meine Euphorie jedoch rasch. Die Stadt fühlt sich so surreal an: es hat wenig Menschen auf den Strassen sowie in den Läden und überall stehen grossklotzige Marmorgebäude und Luxuswohnhäuser. Es fragt sich, für wen diese Stadt überhaupt gebaut wurde. Und es drängt sich eine weiter Frage in meinen Hinterkopf: wie lässt sich ein Besuch in einer solchen Diktatur rechtfertigen? Ist es besser durch eine Diktatur zu reisen anstatt einen Flug zu nehmen? Darauf habe ich noch keine Antwort gefunden. Uns erschien Turkmenistan als beste Option auf dem Landweg, um Afghanistan und Pakistan zu umgehen. In beide der letzt genannten Länder sind dieses Jahr viele Veloreisende, die wir persönlich oder von Instagram her kennen, gereist. Es hätte also eine andere Route gegeben, aber für die fühlte ich mich persönlich nicht bereit, aufgrund der Reiseberichte: In Afghanistan erhalten Reisende sehr viel Aufmerksamkeit und haben wenig Privatsphäre. In Pakistan gibt es Polizeieskorten und die Polizei selbst hat mit Korruption zu kämpfen.

Unsere drei Tage in Turkmenistan gingen wie im Flug vorbei und fühlten sich in diesem Moment sowie jetzt im Nachhinein unwirklich an. Nichtsdestotrotz schätzen wir die Erfahrung. Tschüss Turkmenistan. Möge deine Bevölkerung irgendwann frei sein.